Vor wenigen Wochen aktualisierte die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut ihre Empfehlungen zur COVID-19-Schutzimpfung für Schwangere. Nach eingehender Analyse der neu verfügbar gewordenen Daten empfiehlt die STIKO nun die COVID-19-Impfung für Schwangere ab dem zweiten Trimester und passt damit ihre bisherige Empfehlung der neuen Informationslage an.
Es ist nicht das erste Mal, dass die STIKO ihre Impfempfehlungen überprüft und aufgrund von neuen Forschungserkenntnissen ergänzt. Im Falle der Impfung gegen Keuchhusten (Pertussis) aktualisierte die Kommission im Frühjahr 2020 bereits ebenfalls ihre Empfehlung und befürwortet seitdem die Impfung gegen Keuchhusten für Schwangere zwischen der 28. und 32. Schwangerschaftswoche. Die besonnene und faktenorientierte Arbeitsweise der STIKO sei eine gute Sache, findet Professor Michael Abou-Dakn im Gespräch mit EFCNI: „Die STIKO ist eine Institution, die sehr genau auf Vorteile und Nachteile einer Impfung schaut und bei der Pertussis-Impfung in der Schwangerschaft ist es gar keine Frage. Die Vorteile der Impfung wiegen so viel stärker als die Nachteile, wie z.B. Lokalreaktionen, sodass man dringend empfiehlt, es zu machen. Die Sicherheit dieser Impfung in der Schwangerschaft ist explizit ausgetestet worden.“ Der Professor für Geburtsmedizin an der Evangelischen Hochschule Berlin begrüßt daher die Empfehlung zur Keuchhusten-Impfung in der Schwangerschaft.
Keuchhusten kann lebensbedrohlich sein
Eine Keuchhusten-Erkrankung kann sowohl für Schwangere als auch für Säuglinge schnell eine ernste Sache werden. Wie Professor Abou-Dakn in unserer Video-Reihe erläutert, kann eine Pertussis-Infektion während der Schwangerschaft unter anderem zu Atembeschwerden führen, da die Erkrankung unter anderem massiv die Atemwege einschränkt. Im schlimmsten Falle ist die Sauerstoffzufuhr für die Mutter und das ungeborene Kind beeinträchtigt. Das heftige Husten kann außerdem vorzeitige Wehen auslösen. Deshalb, so schlussfolgert der Chefarzt, „sollte man auch in der Schwangerschaft schon vermeiden, dass Pertussis eine Rolle spielt“. Glücklicherweise trete die Erkrankung aber nur in seltenen Fällen auf.
Besorgniserregender sei hingegen, dass die Erkrankung insbesondere Neugeborene und Säuglinge in den ersten Lebensmonaten treffe. Im Gespräch mit EFCNI warnt der Experte, dass es „bei Säuglingen besonders häufig zu schweren Verläufen kommt“. Mittelohr- oder Hirnhautentzündungen seien möglich, sogar Todesfälle nicht ausgeschlossen. „Pertussis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung für unsere Neugeborenen“, betont der Ärztliche Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Berlin Tempelhof.
Impfen als sinnvolle Schutzmaßnahme
Um zu verhindern, dass sich Neugeborene und Säuglinge in den ersten Lebensmonaten mit dem gefährlichen Pertussis-Erreger anstecken, plädiert Professor Abou-Dakn für die von der STIKO empfohlene Schutzimpfung gegen Keuchhusten in der Schwangerschaft. Gefragt, wie die Impfung in der Schwangerschaft genau funktioniere, erklärt er, dass die Impfung den Körper anrege, Antikörper zu bilden, die den Pertussis-Erreger erkennen und bekämpfen. Diese Antikörper, so der Fachmann gegenüber EFCNI, „gehen dann tatsächlich über den Mutterkuchen auf das Kind über, wodurch es in den ersten Lebensmonaten einen Schutz erhält, bis es selbst immunologisch reagieren kann“. Das Neugeborene „wird quasi mitgeimpft“.
Diese Übertagung des Impfschutzes von der Mutter auf das noch ungeborene Kind funktioniert aber nur, wenn auch wirklich in jeder Schwangerschaft geimpft wird. Außerdem ist der Zeitpunkt entscheidend. Die STIKO empfiehlt die Keuchhusten-Impfung zwischen der 28. und 32. Schwangerschaftswoche – und das aus gutem Grund, wie der erfahrene Gynäkologe erläutert. Der Körper brauche ein paar Wochen, um die Pertussis-Antikörper und Erinnerungszellen zu bilden und auf das ungeborene Kind zu übertragen. Daher sei der Zeitraum für die Impfung bewusst gewählt, um sicherzustellen, dass es auch zu einer Übertragung des Schutzes noch vor der Geburt komme. „Die Impfung ist also eine sehr sinnhafte Maßnahme“, schließt Professor Abou-Dakn seine Ausführungen ab.
Mehr zum Thema Keuchhusten-Impfung in der Schwangerschaft finden Sie auch auf unserer Kampagnenwebseite. Das ganze Interview mit Professor Abou-Dakn sehen Sie als Video-Serie unten oder auch hier.